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Radio C
Oktober
Di., 09.10., 20.00 Radio Bonn/SU

Moderation: Peter Goßens
Technik: Florian Höfer
Studiogast: Jürgen Lütz
Beitrag: Günter Regenberg

Radio C - Kultur und Wissenschaft in Bonn, eine Produktionsgruppe der Radio-Werkstatt-Lora in Bonn-Beuel.
Aus dem Studio des Instituts für Kommunikationsforschung und Phonetik in Bonn Poppelsdorf.

Jingle: "Homenagem a Mongo" Som Tres

1. Musik "Christal" New Order (Album: Get ready)
2. Musik "Competine d'un autr ètè: L'après midi" Yann Tiersen
(Soundtrack: "Die fabelhafte Welt der Amélie")


Ausstellung: RE-THINKING.
Neue Kunst aus Israel in der ifa-Galerie.


Günter Regenberg im Gespräch mit Susanne Grube (ifa-Galerie Bonn)

Die Galerie des Instituts für Auslandsbeziehungen Bonn, kurz ifa-Galerie, zeigt bis zum 21. Oktober Arbeiten von 6 israelischen Künstlerinnen und Künstlern.

Susanne Grube, Mitarbeiterin der ifa-Galerie: (O-Ton)
"[...] Der Ausstellungstitel wurde von der Kuratorin selber vorgeschlagen. [...] Und die Idee war eben "re-thinking", nachdenken, überdenken und zwar nochmals die Positionen der israelischen Kunst und vor allen Dingen der Situation in Israel."
Die Schau ist der 3. Teil einer Reihe unter dem Namen "Fokus Nahost". Die Arbeiten eines libanesischen Fotografen und palästinensischer Künstler waren bereits in Bonn zu sehen. 2002 sollen noch Filme aus dem Iran folgen. Spannend ist der Blick auf die Videos und Fotos, die zum Teil verfremdet sind. Im weitesten Sinne sind es Landschaften und Porträts, alles andere als Urlaubsfotos aus dem Orient. Mit seiner Kamera hat der 35-jährige Adi Nes aus Tel Aviv einen jungen Soldaten mit nacktem Oberkörper festgehalten, der seine Muskeln spielen lässt. Oder folgende Szene: Sieben junge Israelis hocken auf der Erde und klatschen in die Hände. Auch sie sind Soldaten. Einer fällt auf: Er trägt als einziger eine Mütze und ein weißes T-Shirt. Er ist ein Außenseiter; nicht nur weil er ganz links außen sitzt, sondern auch weil er nicht mitmacht. Er kann nicht mitmachen; sein linker Arm fehlt! Kritisch hinterfragt Adi Nes in seinen Fotos die alten Bilder von Männlichkeit und Soldatentum. Doch er hat auch einen ganz persönlichen Grund, sich damit auseinander zusetzen, wie Susanne Grube weiß: (O-Ton)
"[...] Er ist homosexuell und das ist natürlich auch ein Thema, was jetzt gerade in Bezug auf die Armee einem Tabubruch gleichkommt."

Alle ausgestellten Werke verbindet die Suche nach Identität, die Bestimmung des eigenen Standorts. Konkret sieht dies ganz unterschiedlich aus. Es werden die Folgen von Schoah und Vertreibung thematisiert, die inner-israelischen Probleme und ihre Folgen angesprochen sowie der Konflikt mit Arabern und Palästinensern. Immer wieder findet sich die Auseinandersetzung mit den eigenen Wurzeln. Es werden scheinbar normale Sichtweisen hinterfragt. Trotz allem finden sich auch Momente der Hoffnung, wie die Fotos vom Shantipi-Festival beweisen. Hier treffen sich alljährlich Esoterik- und New Age-Fans. Sie sehen wie Hippies aus und kommen zum friedlichen Dialog zusammen. Ihr kultureller Hintergrund und alles andere ist unwichtig.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 21. Oktober in der ifa-Galerie Bonn an der Museumsmeile, gegenüber dem Haus der Geschichte. Im Begleitprogramm zeigt die Bonner Kinemathek in der Brotfabrik vom 18. - 27. Oktober Kurzfilme aus Israel. Nähere Informationen erteilt die ifa-Galerie.

"Die Klavierspielerin"

vom österreichischen Ausnahme-Regisseur Michael Haneke ("Code: unbekannt" mit Juliette Binoche) nach dem gleichnamigen Buch von Elfriede Jelinek mit Isabelle Huppert in der Titelrolle. "Die Klavierspielerin" erzählt die Geschichte der Klavierlehrerin Erika Kohut.
Obwohl Erika Kohut und ihre Mutter seit Erikas frühster Kindheit alles dafür gegeben haben, hat es nicht zu einer Pianistinenkarriere Erikas gereicht. Stattdessen unterrichtet Erika Kohut an der Wiener Musikhochschule Klavier und gilt als Expertin für Schubert. Soziales Ansehen ist der strengen Lehrerin somit in bescheidenem Rahmen sicher. Ein normales Leben, wie es zunächst scheint. Aber der jahrzehntelange Kampf von Mutter und Tochter um eine Pianistinenkarriere hat seine Spuren hinterlassen. Erika und ihre Mutter, die eine um die 40, die andere um die 65, leben immer noch in einer äußerst engen Mutter-Kind-Beziehung zusammen, die sich in den letzten 30 Jahren kaum entwickelt hat. So lebt Erika in einer Weise mit ihrer Mutter, als ob sie immer noch 10 Jahre alt wäre. Das hat Folgen. Erika, absolut glaubwürdig gespielt von Isabelle Huppert, begehrt auf und erschwindelt sich Freiräume, in denen sie in Sexshops und Autokinos Menschen dabei beobachtet, wie sie ihre Sexualität leben, eine Fähigkeit, die Erika nie entwickeln konnte.
Als sich der hochbegabte Musikschüler Walter Klemmer in seine Lehrerin verliebt, wird auf schmerzhafte Weise immer deutlicher, wie weit sich Erika in der naiven und gut gemeinten Isolationshaft ihrer Mutter von den normalen Menschen entfernt hat.
"Die Klavierspielerin" ist eine kongeniale, hervorragend gespielte Literaturverfilmung, die beklemmend deutlich macht, inwieweit zu große Nähe und zu hohe Ansprüche die Entwicklung von Kindern zu Erwachsenen nachhaltig zerstören kann.


"Moulin Rouge"


"Moulin Rouge" ist der neue, mit großer Spannung erwartete Film des "Romeo & Juliet"-Regisseurs Buz Luhrmann. Schon in seiner Shakespeare-Adaption hatte er das Wunder vollbracht, einen Klassiker in modernem Gewand zu präsentieren und die emotionale Wucht mit ausgefeilten inszenatorischen Mitteln einem Publikum nahe zu bringen, das sonst über Klassiker nur die Nase rümpft.

Auch in seinem neuen Streifen geht es um große Emotionen, die er in einem klassischen Musical-Szenario mit großem Staraufgebot inszeniert. Es geht um ein Musical im Musical das an vielen Stellen mit postmodernen Lesarten (a la Alain Resnais Meisterwerk "Das Leben ist ein Chanson") koketiert und am Ende doch nur eines deutlich macht: Eine einfache Liebesgeschichte reicht aus und der Zuschauer ist bereit, diesem Film zu verfallen.

1900, die Welt dreht sich um Paris und in Paris dreht sich alles im wahrsten Sinne des Wortes um den berühmtesten Nachtclub der Stadt: das Moulin Rouge. Hier verfällt der englische Schriftsteller Christian (Ewan McGregor) dem Star des Ensembles, der faszinierenden Satine (Nicole Kidman). Aber ihre Beziehung darf nicht entdeckt werden, den Satine ist dem Geldgeber der nächsten großen Show versprochen, zu der Christian das Libreto schreibt und die Satine endgültig zu einer ernsten und anerkannten Schauspielerin machen soll.

4. Musik "You And Me Song" Wannadies Romeo + Juliet-Soundtrack


"Bread and Roses" ab 18.10.

"Bread and Roses" ist ein weiteres Bespiel für das kämpferische, politische und dennoch stark emotionalisierende Kino des englischen Arbeiterregisseurs Ken Loach. Mit seinem Landsmann Mike Lee hat sich Loach (Riff Raff, Land and Freedom, Carlas Song) einem sozial engagierten Kino verschrieben, das in Deutschland seinesgleichen vergeblich sucht. In seinem neuen Film untersucht er das Schicksal illegaler mexikanischer Einwanderer in den USA. Am Beispiel der jungen Mexikanerin Rosa zeichnet Loach eine typische Einwandererbiographie nach, von der gefährlichen Einreise über die Arbeitssuche bis zur gewerkschaftlichen Organisation, die den vielfach ausgebeuteten Arbeitskräften, ohne die die amerikanische Gesellschaft nicht leben könnte, zu sozialer Gerechtigkeit verhelfen soll.
Wie immer in Loachs Filmen beruht auch "Bread and Roses" auf einem realen Hintergrund: den großen Arbeitskämpfen des zumeist illegal in die USA eingewanderten Reinigungspersonals in Los Angeles Anfang der 90er Jahre, durch die sich die Beschäftigten bessere Löhne und Sozialversicherungen erstritten.

Doppelmoral: Die Illegalen werden gebraucht, sind aber ohne rechtlichen Status und können daher von ihren Arbeitgebern sehr stark unter Druck gesetzt und ausgebeutet werden. Werden daher sehr stark.


"suzhou river" ab 25.10.
Filmempfehlung des Monats: Ein chinesischer Film des Festland-Chinesen
Lou Ye.

Madar ist Motorradkurier in Shanghai. Von seinem Chef, einem Schmuggler, wird er häufig dazu abkommandiert, dessen Tochter Mou-den durch die Stadt zu fahren. Mouden verliebt sich in Madar. Madar aber lässt sich dazu verleiten, Moudens Vertrauen und Gefühle zu missbrauchen und täuscht ihrem Vater gegenüber eine Entführung vor.

Als Mouden entdeckt, das Madar sie für ein Lösegeld gefangen hält, flieht sie und springt in den Fluss, in dem sie spurlos verschwindet. Madar muss ins Gefängnis. Nach seiner Freilassung beginnt er eine obsessive Suche nach Mouden und trifft auf eine Tänzerin, die als Meerjungfrau im Aqarium eines Casinos auftritt und Mouden zum verwechseln ähnlich sieht.

"suzhou river" ist ein cineastisches Kleinod, das Vergleiche mit Wong Kar-Wais Meisterwerk "In the Mood for Love" nicht zu scheuen braucht -
die vielleicht schönste und rätselhafteste Liebensgeschichte dieser Tage.

5. Musik "Quizás, Quizás, Quizás (Perhaps, Perhaps, Perhaps)" Nat King Cole
6. Musik "Subculture" Ming

Vorschau: im nächsten Monat hören wir uns wieder am Dienstag, 13. November, unter anderem mit einem Bericht über die diesjährigen Internationalen Hofer Filmtage.